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„Wenn Vielfalt gewinnt – gewinnt Deutschland.“
Persönliche Gedanken zum 13. Deutschen Diversity-Tag

 

Zum 13. Mal jährte sich gestern der Deutsche Diversity-Tag – ein Tag, der seit 2012 auf Initiative der Charta der Vielfalt e. V. das enorme Potenzial gelebter Vielfalt ins öffentliche Bewusstsein rückt. Dabei steht Diversity auch für Equity & Inclusion (DEI) – also für Chancengleichheit, Zugehörigkeit und das Recht, gesehen und respektiert zu werden. Der Diversity-Tag will Mut machen, Perspektiven öffnen und Unternehmen ermutigen, die Chancen von Vielfalt aktiv zu nutzen.

 

Als Manager, queere Führungskraft und Diversity-Berater schaue ich mit gemischten Gefühlen auf diesen Tag. Denn die Herausforderungen, vor denen wir stehen – gesellschaftlich wie wirtschaftlich – sind immens. Und ich kenne sie gut, die skeptischen Blicke mancher Entscheider:innen, wenn das Wort „Diversity“ fällt. Ich höre sie schon, die Fragen: „Haben wir nicht gerade ganz andere Probleme?“

Meine Antwort ist klar: Ja, wir stehen vor großen Herausforderungen. Und genau deshalb brauchen wir das deutliche Bekenntnis zu Vielfalt, Chancengleichheit und Zugehörigkeit. Denn Vielfalt ist kein „Nice to have“.  Sie ist ein Menschenrecht. Eine Ressource. Eine Chance.

 

Was ich sehe, macht mir Sorgen.

In den USA ziehen sich immer mehr Unternehmen aus DEI-Programmen zurück. Diversity wird als „Woke-Washing“ diffamiert, als ideologisches Konstrukt abgewertet. Auch in Deutschland höre ich zunehmend Stimmen, die DEI als kostspielig, überflüssig oder gar gefährlich einstufen.

Doch wer Vielfalt nur dann lebt, wenn es bequem ist, hat ihren Kern nicht verstanden.

Vielfalt ist kein PR-Projekt. Sie ist Ausdruck unserer demokratischen Grundhaltung.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ – Dieser Satz steht nicht zufällig an erster Stelle unseres Grundgesetzes. Er ist Vermächtnis und Verpflichtung zugleich. Aus den bitteren Lehren zweier Weltkriege geboren, ist er ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag – nicht verhandelbar, nicht temporär!

 

Warum Diversity ein Thema für Entscheider:innen ist

Ich bin seit über 25 Jahren Führungskraft. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie viel es ausmacht, in einem Meeting frei und selbstverständlich über meinen Mann sprechen zu können – ohne jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen.

Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn queere Themen im Unternehmen Platz haben – nicht als Randnotiz, sondern als selbstverständlicher Teil der Unternehmenskultur.
Und ich weiß, wie sehr Unternehmen profitieren, wenn sie die Kraft von Vielfalt, Chancengleichheit und Zugehörigkeit nicht nur dulden, sondern aktiv fördern. Denn dort, wo Diversity gelebt wird, entstehen Vertrauen, Loyalität, Zusammenhalt – und Innovation.

 

Was ich mir wünsche

Vielfalt ist längst gesellschaftliche Realität. Zeit, dass sie auch in unseren Organisationen und Unternehmen ankommt.

Überall dort, wo Menschen ganz sie selbst sein dürfen, entsteht ein Arbeitsklima, das Kreativität entfesselt, Teamgeist stärkt und Fortschritt ermöglicht. Wenn Unternehmen heute ihre DEI- (Diversity-Equity-Inclusion)-Abteilungen schließen, senden sie damit auch ein fatales Signal: „Vielfalt ist uns nur wichtig, solange sie nützt.“ Und damit zeigen sieauch mehr als deutlich, worum es ihnen nie wirklich ging: Diversitiy und die Menschen die es betrifft!

 

„Vielfalt bedeutet Menschlichkeit – und die ist nicht verhandelbar.“
Diese Haltung ist kein Luxus. Sie ist Grundlage unseres Miteinanders – in der Gesellschaft wie im Berufsleben. Moderne Unternehmensführung heißt heute daher: Haltung zeigen. Gerade dann, wenn es unbequem wird. Was es dazu braucht, und was nicht:
 

Es braucht:

  • Räume, in denen Menschen sich nicht erklären müssen.
  • Strukturen, die Zugehörigkeit ermöglichen.
  • Führungskräfte mit Haltung, die Vielfalt nicht nur tolerieren, sondern selbstverständlich leben und fördern.

Was es nicht braucht:

  • Lippenbekenntnisse und leere Worte.
  • Personalverantwortliche, für die die „Ressource Mensch“ nur eine Excel-Zahl ist.
  • Unternehmen, die Diversity als Feigenblatt für ihr Image nutzen.

 

Vielfalt ist kein Risiko. Vielfalt ist eine Chance.
Eine Chance auf bessere Entscheidungen, auf mehr Innovation, auf erfolgreiches Teamwork.

Und ja: Diversity ist ein Menschenrecht. Und es ist nicht verhandelbar.

 

In diesem Sinne:
Auf die Vielfalt. Auf das Leben. Auf die Menschenwürde.

Ihr Markus Schneider-Rumpf